Wie jedes Jahr hat sich die „Web-Elite“ Kiels plus Gäste im Wissenschaftszentrum Kiel zum jährlichen Barcamp getroffen. Zwei Tage wurde in angenehmer Atmosphäre diskutiert und vernetzt. Inzwischen hat sich das Kieler Barcamp etabliert, denn es findet schon zum vierten mal statt. Es gibt etliche Sponsoren u.a. Orion (Internet is für Sex erfunden worden:-) ), ct und Simyo mit ihren Powerstations und daher ist der Eintritt und die Verkostung auch frei: Vielen Dank dafür und natürlich auch für die tolle Organisation von all den Ehrenamtlichen.
Das Camp ist nicht klein. Jeden Tag kommen ca. 250 Teilnehmer und präsentieren in sechs parallelen Sessions alles was das Netz und seine StartUp Szene interessiert. Das fängt beim berühmten Schleswig-Holsteiner Datenschutz an, geht übers E-Learning (ich war ja auch da) zu Hardware und weiter zum Change Management, Ingress spielen, Responsive Webdesign und der Unternehmensberatung und natürlich ganz viel Social Media. Es ist quasi für jeden etwas da. Da es eine Unkonferenz ist, wird am Anfang ganz kurz (ca 20 Min.) ein Sessionplan erstellt. Jeder der was präsentieren will, schlägt sein Thema vor und jeden den es interessiert, meldet sich. Danach wird eine Raumgröße ermittelt und los geht es. Ganz selten finden sich keine Interessierte für ein Thema, dann wird eben zu zweit oder zu dritt auf dem Sofa geschnackt, Platz ist da.
Jetzt ein kurze Zusammenfassung meiner gesehenen Sessions und meiner Eindrücke:
Los ging es mit einem sehr mutigen Beitrag der Kieler Nachrichten und den Verlagsproblemen einer großen Tageszeitung mit wirklichen Fakten und deren Probleme. Ich war beeindruckt von der Offenheit des Vortrags und den präsentierten Kennzahlen und erschreckt von der Ahnungslosigkeit und Naivität. Wenn alle Verlage so denken, wird das Zeitungssterben groß und bitter werden. Danach hatte ich mir den MOOC Vortrag der CAU angeschaut, der mir jedoch wie ein MOOC erschien. Es wurden 5 Zettel mit Fragen aufgehängt und gebeten selbständig mit den anderen Besuchern die Zettel zu diskutieren. Eine Zusammenfassung oder eine Begleitung gab es nicht. Also irgendwie wurde man alleine gelassen, passend wie ein MOOC halt:-) Dann hab ich eine Unternehmensberatung-Session über Konzepte angeschaut, gefolgt von einer sehr schönen datenchutz Session, über all die aktuellen Themen, wie Facebook, Prism und Co. Obwohl ich das Thema nicht mehr hören kann, war der Vortrag hervorragend mit sehr viel Selbstironie vorgetragen. Danach gabe es noch ein Prototypen über visualisierte Tickets, was eine sehr schöne Idee war, das Projekt braucht aber noch Entwickler. Zum Schluss noch ein Highlight über Bier und Blogs und dem Konzept des Iron Blogging. Dazu nächste Woche mehr, denn das ist ein eigener Artikel wert.
Der zweite Tag begann zuerst mit Regen in Eutin und einer nassen Moped-Anfahrt.
Als erstes kam meine Session über Cloudbooks vor ca 25 Zuhörern. Ich hoffe die Leute haben etwas mitgenommen. Ich hatte den ganzen Tag ein paar interessante Diskussionen dazu, es war also nicht umsonst. Danach gab es eine Kreativ-Session über „Was User wollen“ und dann wurde das schöne ParlaTV vorgestellt. Wie ist der Kieler Landtag im Web präsentiert? Ich war wirklich beeindruckt, was wir alles schon öffentlich erfahren können, wenn wir wollten. Das ist wirklich ein tolles Angebot, Live TV aus dem Landtag, alle Protokolle offen und bald auch auch Audiocasts der Fachausschüsse. Das alles von nur drei Leuten verwirklicht und das dann auch nur als Ergänzung der bisherigen Arbeit. IT kann inzwischen sehr leicht händelbar sein. Zum Schluss kam der gute Tim noch einmal dazu, die IT Förderung von Schleswig-Holstein vorzustellen, was doch etwas ernüchternd rüberkam. Wir sind einfach zu klein und SH ist zu konservativ, als dass sich da groß was ändern wird. Zum Schluss hat dann noch ein sehr junger Student Videoschnitt mit Open Source enthusiastisch vorgestellt mit vielen Beiträgen aus dem Publikum. So soll Barcamp sein.
Zusammengefasst kann ich als Lübecker nur neidisch nach Kiel schauen und bewundern, was da passiert. Mir scheint es so, als ob es dort eine lebendige IT Szene gibt, die sich schön vernetzt hat und zusammen was machen wollen. Das hat natürlich auch viel mit den beiden großen Hochschulen CAU und FH zu tun, denn damit hat Kiel schon allein 10% Studierende in der Bevölkerung und natürlich auch jede Menge IT Nachwuchs. Schön das es das Barcamp Kiel gibt und ich hoffe auch nächstes Jahr wieder dort zu sein.
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