Normalerweise schreibe ich bei Konferenzen einen Rückblick und erzähle über Sessions, Orga und Trends und was positiv und was negativ war. Diesmal jedoch nicht, denn ich finde diese kleine Anekdote viel passender und sie gibt viel besser wieder, was Konferenzen/Tagungen wie die GMW so wichtig machen.
Es war glaube ich der zweite Tag, als mich die gute Elke Lackner @lacknere auf unseren Hanse MOOC angesprochen hat. Sie hätte am Donnerstag einen Vortrag über Videos in xMOOCs, aber das Video über Datierungsmethoden könne sie leider nicht zeigen, da es nicht OER ist.
Das OER-Problem
Verdammt dachte ich, da ist wieder das Problem. Offene Freie Bildungsressourcen sind schön aber selten und die Verbreitung geht nur langsam voran und hier ist genau das Problem, was in der Praxis so oft auftritt. Elke hat keine Rechtssicherheit und natürlich zeigt sie dann das Video nicht. Was Elke jedoch nicht wusste, ich hatte alle HanseMOOC Videos auf privat geschaltet, da wir den Start des zweiten HanseMOOCs mit einer OER-Social-Media-Kampagne begleiten wollten. Natürlich wollen wir, dass das Video gezeigt wird und Elke freut sich, wenn sie es zeigen kann, aber wie behebt man das Problem?
Vernetzung startet online und wird analog verstärkt
Ich will jetzt nicht schreiben, dass man extra zu einer Tagung fahren muss, um eine Copyright-Anfrage zu stellen. Was ich aber schreiben will, dass Elke und ich uns schon über Twitter gut kannten und sie mich vielleicht deswegen kurz auf der Konferenz auf das OER Problem angesprochen hat. Per Mail macht man das sehr selten, da das doch immer zu aufwendig und vor allem zeitintensiv ist. Vernetzung ist einfach enorm wichtig und man kann sehr schnell digitale Kontakte in analoge Kontakte umwandeln und dann kriegt man solche Probleme sehr schnell gelöst und bei der GMW kann man sich einfach sehr gut vernetzen. Dank der großen Pausen, dem Educamp und den Abendveranstaltungen gibt es genug „Raum“ dafür.
Datenschutz und Usability
Ich habe natürlich sofort reagiert und wollte das Video gleich freischalten. Doch jetzt kommt der kleine Unterschied zwischen Theorie und Praxis, den ich immer so spannend finde und warum theoretische Vorträge für mich immer soooooo langweilig sind. Die Tücke steckt natürlich im Detail, denn ich kam aus Zürich nicht an unser oncampus Google Konto heran. Aus Sicherheitsgründen verlangte Google eine Zwei-Wege-Authentifizierung, da noch nie ein oncampus-Mitarbeiter aus Zürich sich angemeldet hatte. Das könnte auch ein Hacker sein. Sehr vorbildlich von Google aber für mich extrem lästig, denn die Sicherheitscode-Telefonnummer für die SMS, war natürlich eine Büronummer und Abends um 19 Uhr, war keiner mehr in Lübeck 🙁 Da sind die beiden Welten wieder, die kaum in Einklang zu bringen sind: Sicherheit und Usability. Google ist auch nicht böse, sondern schützt mich und das Feature Zwei-Wege-Authentifizierung hat mir noch keine Uni geboten.
Tue Gutes und REDE darüber
Am Donnerstag hat dann ein Kollege auf Skype Anfrage das Video freigeschaltet. Elke war gleich glücklich und wir konnten gemeinsam etwas Werbung für ihren Vortrag und unseren MOOC machen.
@oncampusfhl Danke 🙂 Euer Video ist eines der Good-Practice-Beispielen für meinen Beitrag heute! #gmw14
— Elke Höfler (@lacknere) September 4, 2014
Konferenzen sind für Berichte und auch für Werbung, wobei man das zweite nicht so laut sagen sollte. Man spricht dann doch eher von Partnersuche und Kooperationen, doch wie kann man mit jemanden kooperieren, wenn man gar nicht weiss, dass es ihn gibt? Konferenzen sind zum Austausch, aber auch Twitter, Facebook und Google erfüllen das, was leider nicht oft angesprochen wird. Vielleicht muss man das auch nicht, denn zum Glück wird es reichlich(?) genutzt .
Trotzdem hab ich oft den Eindruck, das meist nur intern diskutiert wird und nicht extern. Gerade bei den MOOCs sieht man, welche Außendarstellung diese Kurse haben. Wir haben schon dreimal so viel MOOC Teilnehmer, wie die FH Lübeck Studierende hat und wenn man dort nicht erzählt, was man so tolles macht, ist dies mehr als nur eine verpasste Chance.
Resume
Es gibt sicherlich viele dieser kleinen Geschichten auf einer Tagung, wie die GMW eine ist. OER, E-Lectures, MOOCs aber auch Datenschutz, Datensicherheit und Marketing spielen alleine bei dieser Geschichte zusammen. Und wenn man genau liest, merkt man, dass keiner von uns alleine arbeiten kann. Wir brauchen Pädagogen, Techniker, Filmemacher, aber auch Storyteller (Professoren?), SEO-Spezialisten und Social-Media-Manager um ZUSAMMEN die Probleme der Zukunft zu lösen. Keine einzelne Fachdisziplin kann die Herausforderungen des E-Learning (streicht mal einer bitte das E am Anfang) in der Zukunft lösen und wir werden nur als Team bestehen können. Noch nie war Zusammenarbeit so wichtig wie heute.
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Das Problem liegt aber auch in der veränderten Öffentlichkeit von Konferenzen: Elke Lackner hat sich vorbildlich Gedanken darüber gemacht und nachgefragt. Einige tun das nicht und begründen das mit der Schranke im Urheberrecht für Wissenschaft und Forschung. Konferenzen gehören zur Forschung und bilden daher eine Ausnahme. Ohne das Internet hat das vielleicht gestimmt. Nur ist heute und gerade bei der GMW14 war das sehr schön zu beobachten, eine Konferenz nicht mehr zwingend nur im Rahmen der Forscher und Teilnehmenden: es wird getwittert, Fotos gepostet, die Präsentation steht ganz natürlich auf Slideshare etc. Und hier hilft uns das UrhR aus dem 20. Jh. nicht weiter. Im Zweifel geht es aber über die Forschung hinaus und da hat man dann den Salat.
Umso mehr bin ich froh, dass es in „unserer Community“ da eine fast durchgehende Einigkeit gibt. Für die SOOPAL-Contents habe ich einige Personen angetwittert, angeplusst, angeirgendwast. Alles durchweg kein Problem. Bei Contents von Projekten aus dem näheren Umfeld war das leider nicht immer so. Aber das sind Dark Stories, die ich auf analoger Tonspur gern erzähle, aber nicht ins Internet schreiben mag 😉
Ich finde es schon klasse, dass am Ende des Vortrags der Twitteraccount erwähnt wird mit dem Hinweis: „Link zu Slideshare plus Anmerkungen jetzt auf Twitter.“ Das gab es vor 3 Jahren noch nicht bzw. wurde nicht akzeptiert Es ändert sich schon einiges. Manchen geht es zu langsam, z.B. mir und andere finden Twitter nicht gut. Ich finde Papier nicht gut und merke das auch immer wieder an. Da werden die Nachteile aber immer akzeptiert 🙂
Also eigentlich meine ich, es ändert sich etwas und das gar nicht mal so langsam, wie man es immer empfindet.
Auf jeden Fall, Beat Doebeli hat das für die GMW auch frisch verbloggt: http://wiki.doebe.li/Beat/TagungsbaendeAlsDiskussionsraeume Er hatte sich 2008 Beiträge in elektronischer Form gewünscht (das heißt, da gab es die nicht immer), 2011 war der Wunsch, die Beiträge vorher online zu haben, 2014 sind sie vorher online UND kommentierbar. Wobei man natürlich eingestehen muss: so weit wie die GMW sind da nicht viele (eigentlich kein anderer in meinem Umfeld).
Ich empfinde es immer noch als eine Ungleichzeitigkeit bei Tagungen zu digitalen Themen einerseits anwesend sein zu müssen, als gäbe es keine digitalen Möglichkeiten, darüberhinaus kaum digitale Dokumente vorher oder nachher wie selbstverständlich zu bekommen (oder gar eine Kommentarfunktion wie bei der GMW Tagung), andererseits aber über die neuesten Konzepte zu e- / social / networked Learning zu sprechen, als würde sich der Campus übermorgen in Luft auflösen. Diese Ungleichzeitigkeit (Arbeitstitel…) findet sich auch bei den Studierenden wieder: auf dem Campus online recherchieren / Übungen durchführen / Kurse belegen (am kostenlosen eduroam kann es nicht alleine liegen..). Da ist noch einiges zu begreifen, aber die Vorliebe sehe ich wie auch in Deinem Posting beim Präsenztreffen, warum? Anfragen zur OER-Fähigkeit des Videos hätten sich innerhalb eines halben Tages mit einer einzigen e-Mail bewältigen lassen, der Einwand „Per Mail macht man das sehr selten, da das doch immer zu aufwendig und vor allem zeitintensiv ist.“ ist mir sehr suspekt, v.a. wenn demgegenüber ein geschildertes wesentlich komplizierteres Verfahren über x Dienste benutzt wird, um eine einzige Frage zu klären, das grenzt an Ignoranz gegenüber einem Kommunikationskanal und riecht nach Bevorzugung eines Trend-Kanals wie Twitter, bei dem nur Kurzausgestoßenes kommuniziert wird. Verstehe ich nicht. Ebensowenig wie die Benutzung während einer Konferenz, nun sind doch Alle schon vor Ort, was angeblich so toll ist, warum dann noch einen digitalen Kanal? Bitte keine Grundsatzdiskussion, ich nutze es ja selbst, aber da sind nicht nur Medien-, sondern auch logische und Kommunikationsbrüche, die, tja was? geschuldet sind: Trends, Hypes, „alle benutzen es“? Solange es die Raum-Metapher noch gibt, sind digitale Elemente weiterhin nur Einsprengsel und wir ändern es selbst auch nicht wirklich.
Vielleicht habe ich beim Beispiel der E-Mail Nachfrage mich unverständlich ausgedrückt. Ich habe selbst schon zig Anfragen zur Veröffentlichung bzw. Verwendung geschrieben und keine 40% haben überhaupt geantwortet. Ich meinte daher, es ist bei einer Tagung einfacher über den persönlichen Kontakt (vielleicht unterstützt durch Twitter, aber da ist Twitter eher überflüssig) diese Anfragen zu klären. Es fällt nur einfacher, wenn man schon vorher eine digitale Beziehung aufgebaut hat. Es sind die Synergien zwischen den Kommunikationskanälen und diese Kanäle sind auch nicht ersetzend, sondern eher ergänzend. Ich glaube auch nicht an eine Unterscheidung zwischen digital und analog. Eine Information auf Papier ist genau so viel wert, wie eine per WhatsApp, nur ist die zweite viel schneller. Ich würde hier auch nur bedingt von Trends sprechen, denn egal ob SMS, WhatsApp oder Threma, sie funktionieren doch alle gleich und dieser Kanal wird bleiben, genau wie der Papierbrief bleiben wird. Vielleicht geht der Trend von Plattform zu Plattform, also von StudiVZ zu Facebook, aber soziale Netzwerke werden bleiben.
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