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Lifelogger, Wearables, Quantified Self und das große Big Data

Daten erheben und sammeln wird der große Trend der nächsten Jahre werden und das meiste machen wir freiwillig. Warum? Weil wir neugierig sind, weil wir einen Mehrwert haben und weil uns der Datenschutz eigentlich völlig egal ist.

tl;dr

Ich bin ja schon immer von Zahlen und Statistiken begeistert gewesen und habe mich schon lange darüber motiviert. Angefangen hat das mit dem Fahrradfahren, wo ich schon immer einen Tacho hatte. Kann sich noch jemand an diese langen Vierkant-Adern erinnern, die immer durchgebrochen sind von den analogen Tachos? Ich hatte immer einen 🙂

Analoger Fahrradtacho Ende 70er bis Anfang 80er Jahre

Später ging das dann weiter mit digitalen Fahrradcomputern, die dann Durchschnittswerte und Historie-Funktionen hatten. Die digitale Welt kam so langsam in den Alltag und wer kennt nicht die Körperwaagen, wo man das Gewicht speichern kann (hat man früher per Zettel gemacht) und inzwischen auch Körperfett, BMI und andere Sachen messen und per WLAN auswerten kann. Körperdaten haben wir eigentlich schon immer erfasst und statistisch ausgewertet aber jetzt wird das alles smarter.

Natürlich ist hier der Fitnessbereich eine treibende Kraft. Neben den Pulsuhren (ich liebe diese kleinen Dinger) kamen natürlich auch die Smartphones in den Sortbereich und Apps wie Runtastic, werten alle deine Läufe statistisch aus. Höhenprofil, Dauer, Spitzengeschwindigkeit und natürlich wird auch die Strecke per GPS getrackt und vermessen. Inzwischen kann man die Smartphones auch mit einem Brustgurt per Bluetooth verbinden und hat auch den Puls, dadurch wird die Laufuhr überflüssig oder das Smartphone wird überflüssig, weil die Uhr GPS, Bluetooth und Display hat. Diese neuen Smartwatches sollen ein großer Trend in diesem Jahr werden, was ich persönlich nicht glaube. Niemand will jeden zweiten Tag seine Uhr aufladen nur um E-Mails am Handgelenk zu lesen.

Motorolla Smartwatch Moto 360
Motorolla Smartwatch Moto 360

Jetzt kommt aber eine neue Generation, denn bisher war es nur üblich zu besonderen Anlässen Daten zu ermitteln. Das Lifelogging ermöglicht es, konsequent 24 Stunden am Tag Körperdaten zu ermitteln. Es war Weihnachten, als ich das erste mal das Fitnessband Jawbone Up entdeckt hatte und war sofort begeistert. Das kleine Band für ca. 50 Euro misst die täglichen Schritte, die Bewegungsphasen und gibt dann statistische Werte auf das Smartphone, u.a. auch die Kalorien, Wegstrecke und Schritte. Mit der Vibrationsfunktion kann es zum Beispiel auf Bildschirm-Pausen aufmerksam machen oder es misst das Schlafverhalten und weckt einen durch sanftes vibrieren und zwar in einer Wachphase, anstatt in einer Tiefschlafphase. Durch den Bewegungssensor kann Jawbone nämlich auch kleine Bewegungen erfassen und erkennt so die verschiedenen Schlafphasen. Gibt man dann eine Zeitspanne als Weckzeit an, statt wie beim Wecker einen Zeitpunkt, so erkennt Jawbone eine Wachphase und vibriert dann. Hört sich eigentlich sehr gut an und das Band ist auch sehr klein und soll eine mehrere Wochen halten.

Jawbone Up mit App
Jawbone Up mit App

Inzwischen gibt es eine Menge anderer Anbieter wie Garmins Vivofit, wo die Batterie sogar ein Jahr halten soll und ein kleines Display dann Informationen direkt anzeigen kann. Andere Modelle von Polar, Microsoft, Sony oder Samsung sind auf dem Markt und unterscheiden sich eigentlich nur minimal. Manche sind wasserdicht und andere haben Displays und wieder andere haben nur LEDs als Anzeige. Die meisten werden als Uhr-Ersatz am Unterarm getragen, wobei aber viele kein Display haben und man noch eine Uhr extra bräuchte. Auch die Batteriedauer ist extrem unterschiedlich, was oft am Display liegt. Haben die Modelle nur ein Ink-Display oder sogar nur LEDs, dann muss man nur alle Monate laden, bei Farbdisplays sind es manchmal nur 24 Stunden.

Vivofit Armband mit Display von Garmin
Vivofit Armband mit Display von Garmin

 

Entscheidend sind jedoch die Sensoren und damit die Daten, die erhoben werden können. Die neuen Modelle können neben den bekannten Schritten und Entfernungen jetzt auch den Puls und die Atmung ermitteln und dank Bioelekrolytischer Impedanzanalyse (BIA) sollen auch Körperfett, Muskeln und Körperwasser gemessen werden und das alles ohne Brustgurt oder andere Sensoren. Als erster Hersteller bietet Jawbone das Up3 mit diesen Funktionen an für “nur” 180 Euro. Das Up3 hat kein Display, wahrscheinlich damit die Batterie einigermaßen lange hält, außerdem hat man sein Smartphone dafür. Das ist konsequent gedacht und könnte ein großes Plus sein.

Jawbone Up3
Jawbone Up3

Macht es jedoch überhaupt Sinn, alle seine Daten zu erfassen?

Darüber kann man jetzt viel diskutieren. Die einen mögen es die anderen nicht. Die einen warnen vor dem Datenschutz, die anderen müssen es sowieso machen, da sie körperliche Beschwerden haben bzw. diese vermeiden wollen. Aus medizinischer Sicht ist es sicherlich interessant bestimmte Fakten zu haben. Blutdruck und Puls sind zwei äußerst wichtige Daten neben dem BMI, aber diese müssen ja nicht alle fünf Minuten erhoben werden.

Die Krankenkassen sind natürlich sehr stark interessiert an diesen Daten und haben Bonusprogramme, die das Datenmessen belohnen. Nichtraucher, die Sport machen und einen normalen BMI haben, können zwischen 50-150 Euro im Jahr sparen. Allerdings sind diese Programmen noch analog und  nicht mit Smartphones verknüpft. Die Datenschützer finden das gut, die Leute die Usability mögen und über Effizienz nachdenken, finden das natürlich sehr veraltet und teuer.

Die große Fragen der sozialen Gerechtigkeit werden jedoch immer größer. Warum müssen sporttreibende nichtrauchende Vegetarier genau den gleichen Kassenbeitrag zahlen, wie kaffeetrinkende übergewichtige Raucher. Zusätzlich geben Daten Transparenz. Wer sofort sieht, was z.B. Sport für den Blutdruck bringt, der macht es vielleicht öfters und wer dann seinen schrumpfenden BMI sieht und den Körperwasseranteil, der ist besser motiviert, als Menschen ohne diese Daten. Die Daten zu haben ist immer besser, als sie nicht zu haben. Wie immer können Daten auch gefährlich sein, aber was ist heute nicht gefährlich. Autos bringen auch Menschen um, aber jeder sieht die Vorteile und akzeptiert die Nachteile.

Der Trend geht jedoch zum “Quantified Self”, wie man bei Google Trends sehen kann.

Das sind erste Ansätze, aber was wird die Zukunft bringen? Im Herbst wird Intel einen neuen Sensor herausbringen, d.h. noch kleiner, noch weniger Batterieverbrauch und noch schneller.

Intel Chip Curie für Wearable Devices
Intel Chip Curie für Wearable Devices

Die ersten Extrem-Logger gehen natürlich auch hier einen Schritt weiter und vermessen und verbessern sich selbst. Erste Körperimplantate gibt es schon mit Human-Micro-Interfaces. Man nennt das Bio-Implantate und den Trend dahinter Transhumanismus. Wenn man es selbst ausprobiert ist ähnlich wie die Movemaker-Bewegung das DIY-BIO.

Das kann man jetzt ganz schrecklich finden, aber man sollte sich da nichts vormachen, denn wir sind in vielen Bereichen schon sehr viel weiter. Künstliche Zähne sind ganz normal, künstliche Hüftgelenke auch und Hörgeräte auch. Bei Sensoren und Interfaces wird aber noch lange diskutiert werden. Werden wir uns durch BioTech verbessern können?

Mit Michael Praetorius gab es den ersten Olympia-Teilnehmer in London, der mit einer Prothese gelaufen ist und der deutsche Meister im Weitsprung Markus Rehm hat auch nur ein Bein. Allerdings musste erst ein Gutachten beweisen, dass er durch die Prothese keine Vorteile hat. Das ist natürlich sehr kontrovers, denn wenn Prothesen besser wären als echte Beine, warum haben wir dann nicht alle welche?

1 Kommentar

  1. Pingback:[Online By Nature] Lifelogger, Wearables, Quantified Self und das große Big Data | netzlesen.de

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