Ich muss mich mal aufregen. Ich schaue gerade ZDF Login und verfolge eine sehenswerte Diskussion über Computerspiele und höre einem älteren Deutschlehrer Friedrich Denk zu, der sehr oft von einer virtuellen Realität spricht und dann die Wirklichkeit preist. Denn man muss schon unterscheiden zwischen realer Kunst und richtiger Kunst bzw. zwischen realem Leben und virtuellem Leben. Vorgestern war ich in Dresden bei der GeNeMe und wurde dort auch beschallt von einer wissenschaftlichen Untersuchung über Trauern im Netz und in der Wirklichkeit und ein guter Freund fragt mich immer, warum ich denn xBox spiele und nicht ein richtiges Spiel.
Um es auf den Punkt zu bringen, ich verstehe diese Unterscheidung nicht einmal im Ansatz. Ich habe kein reales und virtuelles Leben, ich habe nur EIN Leben. In diesem einen Leben kommuniziere ich und zwar entweder spreche am Telefon oder in einem Raum oder per Skype, das ist für mich alles real auch das skypen. Wenn ich spiele, dann ist es egal, ob ich zu dritt Skat spiele, alleine Assasins Creed oder zu viert Guitar Hero. Das passiert alles in meinem Leben und nicht virtuell oder real.
Warum muss ich denn zwischen real und virtuell unterscheiden und warum sollte ich das dann auch noch bewerten? Und warum ist diese angebliche Virtualität immer zweitwertig?
Ich habe früher nächtelang Risiko gespielt und oft Monopoly und auch Spiel des Lebens. Heute empfinde ich diese Spiele als primitiv und langweilig und staune über Meistwerke wie GTA5 und Skyrim oder World of Warcraft. Trotzdem spiele ich immer noch sehr gerne Skat aber nie würde ich das eine mit dem anderen bewerten. Zeitverschwendung wäre ja alles, denn ich könnte in der wertvollen Zeit des Skat spielens ja auch eine wissenschaftliche Studie lesen, aber bitte doch als Papierversion und nicht virtuell auf einer Webseite. Denn nur real in einer Bücherei (zwischen 9-18 Uhr von MO-SA) ist das echtes lesen, das andere ist ja virtuell.
Man merkt, ich rege mich etwas auf. Eine Unterscheidung zwischen Realität ist Virtualität ist nicht nötig, denn unser Leben findet inzwischen zu einem großen Teil online statt, egal wie gut das ist. Es ist nun einmal so. Filme kann man online schauen, aber auch im Kino, alleine oder gemeinsam. Man kann mit Menschen per Facebook kommunizieren oder man kann mit Ihnen in einem Raum sprechen. Beides kann sehr fruchtbar sein, aber auch sehr überflüssig (ich will gar nicht die unendlichen vielen Stunden in meinem Leben zählen, in denen ich mich in der angeblich so wertvollen Realität echter Sprache bedienen konnte um mit dummen Menschen zu reden, z.B. in der Schule). Warum viele Menschen immer noch nicht sehen, dass es keine zwei Arten von Leben gibt, wird mir wahrscheinlich noch lange ein Rätsel bleiben.
Natürlich gibt es immer Extremfälle geben, denn einige verlieren sich im Netz und gehen überhaupt nicht mehr unter „echte“ Menschen. Das ist aber nichts besonderes, denn diese Menschen haben das früher auch gemacht nur haben sie sich woanders verloren, z.B. in Büchern, Modellbau, Briefmarken oder Alkohol.
Also meine Bitte an alle zukünftigen Diskussionen und Vortragende. Bitte unterscheidet nicht mehr zwischen Virtualität und Realität und akzeptiert endlich, dass das Internet ein Teil der Realität ist.
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