Ich war noch nie ein Apple Fan, aber man muss der Firma wirklich zugestehen, dass Sie das mobile Internet erst ermöglicht hat. Ohne das iPhone würde es keine Smartphones geben und ohne Smartphones, gäbe es natürlich auch kein mobiles Internet. Ein paar Jahre später gab es dann, das Tablet bzw. es gab das iPad und alle anderen mussten das Tablet erfinden:-)
Ich habe zu dem Zeitpunkt gedacht, eine Erfindung, die die Welt nicht braucht. Asus hatte gerade den Netbook mit dem Eee PC erfunden und wer braucht schon ein PC ohne Tastatur. Ein großer Irrtum meinerseits, denn die Tablets gehen weg wie warme Semmeln und Apple meldet einen Absatzrekord nach dem anderen. Natürlich lag der Erfolg nicht in der Hardware begründet, sondern mal wieder in der Software. Denn es waren die Apps, die den ganzen „PC“ so vereinfacht haben und plötzlich braucht kein Mensch mehr, den komplizierten PC, sondern einfach nur jeweils eine App für seine drei Bedürfnisse. Das sind dann meist Facebook, E-Mail und vielleicht noch eine Fernsehzeitschrift 🙂
Ein Tablet mit seinen Apps reduziert meist die Anwendung auf das notwendigste. So kann man viele Einstellungen gar nicht vornehmen, sondern muss mit dem leben, was die App einem bietet. Der normale Anwender scheint damit sehr glücklich zu sein, der Profi fühlt sich jedoch eingegrenzt und verflucht fehlende Optionen.
Was hat das jetzt mit der Medienkompetenz zu tun? Man könnte meinen, dass das Tablet die Medienkompetenz fördert, was sicherlich für den Anfänger stimmt. Er macht sehr schnell Fortschritte und wird nicht mit tausend Grundeinstellungen und Optionen überfordert, die der normale Nutzer gar nicht braucht. Aber wenn man mehr machen will, stößt man ganz schnell an die Grenzen, dieser kleinen Sofa-Geräte. Tablets sind ideale Konsumer-Geräte um passiv Informationen abzuholen. Man kann damit prima E-Mails checken, Facebook lesen, Zeitungen oder auch E-Books konsumieren oder Filme schauen. Natürlich ist es eine überragende Spielekonsole (manchmal denke ich, das Tablet wurde für Angry Birds erfunden) und ein überdimensionaler Fotoapparat ist es auch.
Was man jedoch nicht gut machen kann, und das ist das eigentliche Verhängnis, man kann ganz schlecht Inhalte herstellen. Die Tastatur ist meiner Meinung nach ein Fiasko (und auch der eigentliche Grund, dieses Blogbeitrages). Will man etwas schreiben, so ist der Bildschirm nur noch zur Hälfte nutzbar, da die Bildschirmtastatur, die andere Hälfte einnimmt. Dazu kommt die schlechte Haptik der Tasten, die fehlenden Cursortasten, die schlechte Zwischenablage und beim iPad die mangelhafte Textvervollständigung. Da ich parallel Android nutze, kenne ich teilweise die Möglichkeiten der ganzen Tastatur Apps und da kann Apple nur von lernen. Ich habe letzte Woche zum ersten mal mit dem iPad gebloggt und muss gestehen, es war schrecklich. Ich konnte weder mit der Lupen-Funktion im Text schnell Textstellen finden, noch konnte ich schnell Hyperlinks oder Bilder einfügen. Alles hat ewig gedauert und war absolut nicht ergonomisch. Kurz gesagt, das Tablet erzieht den Nutzer zur Passivität.
Das Web 2.0 war Anfang der Nuller Jahre der Durchbruch des Internets. Es gab plötzlich tausend Plattformen, damit der Nutzer aktiv das Netz mitgestalten kann. Programme waren noch nie so einfach zu bedienen und vor allem umsonst. Es gab WordPress, MySpace, Flickr, Wikipedia und Facebook. Alles hat darauf gewartet, dass das Netz demokratisiert wird, aber was geschah? Diese ganzen Möglichkeiten nutzt nur die digitale Elite und der Rest kann mit den Tablets zufriedengestellt werden.
Eigentlich ist der Erfolg der Tablets, die Niederlage des Web 2.0.
Ein Tablet wird nie WordPress, Office oder Photoshop ablösen können sondern man kann prima damit die Texte oder Bilder aus Word und Photoshop anschauen. Die Menschen, die das Netz wirklich nutzen wollen, brauchen nämlich eine Tastatur und einen großen Bildschirm und natürlich Zeit und Interesse. Das alles hat der normale Tablet Nutzer normalerweise nicht, denn er will meist sein kleines Problem, schnell gelöst haben, z.B. Facebook Beiträge lesen und „liken“.
Ich will aber hier nicht die Tablets insgesamt schlecht reden, denn diese Geräte haben natürlich enormes Potential. Man kann damit wunderbar Filme aufnehmen und schneiden. Vorträge können dank der Touch-Oberfläche viel interaktiver vorgeführt werden und mit der Integration von Kamera und Social-Network sind Live Berichte quasi mühelos und superschnell geworden. Wenn irgendwann auch die deutsche Texterkennung übers Mikrofon einwandfrei funktioniert, wird die mangelhafte Tastatur auch nicht so ins Gewicht fallen. Auch der Erfolg bei den Kindern ist nicht zu unterschätzen und bedeutet einen großen Schritt nach vorne, für das digitale Klassenzimmer oder später die digitale Bibliothek. Wer später einmal mehr will, wird sich dann einen Laptop oder PC kaufen. Das Tablet ist das ideale Einsteigergerät, aber man muss halt auch darauf achten, dass das Tablet begrenzt ist und die Passivität fördern kann.
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