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WhatsApp und die deutsche Datenschutzphobie

Eigentlich wollte ich vorgestern schon über WhatsApp was schreiben, aber ich hatte keine  Zeit (immerhin war Champions League:-) ) und heute hat sich die ganze Welt um WhatsApp um 180 Grad gedreht und jetzt ist alles noch viel aktueller. Fangen wir jedoch am Anfang an und der liegt im „Westen„. Der behauptete nämlich am 18.Februar, dass jedes Smartphone mit WhatsApp eine SuperWanze wäre und man damit ausspioniert werden könne, auch mit Mikrofon und Kamera und allem drumherum. Das hat nämlich der EDV-Dozent Stefan Löffelbein dem „Westen“ gesteckt und die Nachricht war wohl Wasser auf all den Mühlen der Nokia-Handynutzer und SMS-Nostalgikern. Plötzlich war mein Facebook Stream voll mit Anmerkungen, von all den Leuten, die es ja schon immer geahnt haben, mit WhatsApp wird man abgehört. Teufelszeug. Blöde Technik. Mit meinem 8 Jahre altem Nokia Handy geht das nicht und der Akku hält auch 5 Tage.

Das nur eine Webseite das einmal kritisch hinterfragt hat, sagt schon alles. Giga hatte einmal näher nachgedacht, denn WhatsApp müsste schon das Betriebssytem umgehen um an das Mikro- oder an die Kamera zu kommen und die Traffic Messung muss dann auch noch umgangen werden. Ist aber egal, denn man postet doch lieber die gerne gehörte Meinung, dass WhatsApp unsicher sei und Teufelszeug ist. Man darf diesen Monopol-Anbietern niemals glauben.

Doch bevor ich das schreiben konnte, kam heute die neue Welle, denn der Teufel persönlich hat WhatsApp gekauft. Jetzt weiss der blau-weisse Teufel nämlich alles über uns. Nicht nur all die Uli Stein Comics und Katzenvideos, die ich auf Facebook teile, nein jetzt kennt er auch noch all die lustigen Schmuddel-Videos, die ich per WhatsApp verteile. WhatsApp und Facebook zusammen ist natürlich der Untergang vom Abendland.

Ich frage mich dabei, was sich eigentlich geändert hat? Natürlich könnte Facebook jetzt doppelt so viele Daten ausspähen, aber was kann denn jetzt mehr passieren? Facebook könnte ein lückenloses Profil erstellen, was dann meine Vorlieben kennt. Das ist eine wirklich schlimme Sache, denn plötzlich könnte die Werbewelt erkennen, dass ich keine Haustiere besitze und auch kein Auto und plötzlich kriege ich keine Werbung mehr für Hundefutter und Winterreifen. Das ist in der Tat sehr schlimm. Personalisierte Werbung ist Entmündigung, denn ich würde niemals auf die Idee kommen, selbständig bei Amazon oder Günstiger.de nachzuschauen, ob es das Angebot irgendwo günstiger gibt. Facebook könnte auch mein Profil der NSA geben, als würde das nicht jetzt schon geschehen. Der Unterschied wäre nur, dass Facebook die Daten vorher analysiert und die NSA das nicht mehr tun muss.

Dazu kommen jetzt auch noch all die schlauen Artikel über Alternativen, die dann doch keiner nutzt. Die große Frage dabei ist doch, warum nutzt das keiner? Zum einen interessiert Datenschutz auch in Deutschland niemanden wirklich (laut Politbarometer liegt Datenschutz auf Platz 15 mit 3 Prozent (das sind die Piraten)) zum anderen sind die Apps kompliziert zu bedienen und sie sind nicht verbreitet. Dazu dann die angeblichen Todesargumente mit der Unsicherheit . Auch wenn WhatsApp Sicherheitslücken hat, so sind diese nicht so groß, dass auf einen Schlag Millionen betroffen sind und was soll denn auch dort von Interesse sein? Mehr als Beziehungsgerede, Partybilder und sinnlose Texte, die höchstens deine unmittelbare Umwelt interessiert, wird da nicht stehen. Außerdem ist WhatsApp ein CloudDienst und es doch nur eine Frage der Zeit, bis auch WhatsApp eine vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet und damit wären alle Alternativen sinnlos. Auch bei WhatsApp arbeiten Informatiker, die schon mal etwas von Verschlüsselung gehört haben.

Zusätzlich kommt die zukünftige Integration in Facebook, die die Usability wahrscheinlich enorm erhöht. Usability war schon immer wertvoller für den Anwender als Sicherheit. Sicherheit ist immer kompliziert und nur für Nerds wichtig. Die können auch Threema und andere Alternativen nutzen, denn Nerds haben selten mehr als 10 Freunde und die haben auch alle Threema. Das sind ja alles richtige Spezialisten mit Sonderlösungen.

Das eigentliche bemerkenswerte an der WhatsApp Geschichte ist jedoch, wie hat es diese Bude aus Palo Alto geschafft, Messaging Größen wie ICQ, Skype, Google, Jabber und Co den Rang abzulaufen und auf 450 Millionen Smartphones zu laufen? Respekt und jeder von Euch ist jetzt Multimillionär 🙂

2 Kommentare

  1. Pingback:Ergebnisse der Woche ab dem 2014-02-14 | Iron Blogger Kiel

  2. Jakob

    Durch die Übernahme von Whatsapp hat dieser doch einige viele Nutzer verloren. Der Ärger war sehr groß, insbesondere nachdem es dann auch noch zu einer Serverpanne gekommen ist. Daraufhin haben sich viele um eine Alternative bemüht, aber mittlerweile ist bei dem ganzen Thema wieder Ruhe eingekehrt und auch in meinem Bekanntenkreis kann man sehr gut feststellen, dass die meisten wieder auf Whatsapp zurückgreifen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das ganze Thema mit der Zeit noch weiter entwickeln wird.

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