Urlaubszeit ist auch xbox Zeit bei mir und ich habe eine alte Bestellung (ich bestelle oft bei Konsolenschnäppchen auf Vorrat und kaufe nie über 20,- meist sogar unter 10,- pro Spiel ein) aus dem Regal geholt. Diesmal die Mass Effect Trilogie und da ich Querdenker bin, hab ich natürlich gleich die Parallelen zu bekannten MOOC und E-Lecture Konzepten gezogen. Bei Mass Effect (ich hab bisher nur 4 Stunden gespielt) werde ich superleicht in ein völlig neues Universum eingeführt mit vielen Dialogen, Erfahrungs- und Charakterpunkten, verschiedenen Wegen und vielen interaktiven Spielelementen (Ballern) angereichert mit tollen Animationen. Würde ich das Universum der Citadel mit der Hanse tauschen und die xbox mit Moodle, hätte ich wahrscheinlich den besten MOOC aller Zeiten entworfen, und ewiger wissenschaftlicher Ruhm würde über mich ausgeschüttet werden. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders, denn Mass Effect ist natürlich gehirnloses stumpfsinniges Ballern, bei dem man vereinsamt und es hat rein gar nichts wissenschaftliches.
Wir mussten unseren HanseMOOC mit relativ bescheiden Mitteln konzipieren und keiner meiner Kollegen kennt Mass Effect. Trotzdem wollten auch wir das Universum der Hanse zeigen, Erfahrungspunkte (Badges) vergeben und Animationen und Interaktivität einführen. Im bescheidenem Maße ist uns das auch geglückt, aber unsere Mittel sind begrenzt und die Erfahrung auch. Hätte ich den Storytelling MOOC besucht, könnte ich wahrscheinlich auch die Geschichte der Hanse besser erzählen, trotzdem müsste ich noch gegen Windmühlen kämpfen, um das ganze wie ein Spiel erscheinen zu lassen.
Zeitgleich startete Arte diese Woche ihre Cyberwar-Reihe „Netwars“ und parallel dazu machte Heise eine Netzversion zugänglich.
Die Netzversion wurde Webdoc genannt, aber auch hier das gleiche Konzept. Es werden hochwertige Filme mit Interaktionen verbunden, man befindet sich in einem eigenem Universum und alle Charakter werden langsam ergänzt. Man kann selbst von Kapitel zu Kapitel navigieren, allerdings fehlt das Belohnungssystem und die Feedbacks. Trotzdem ist Netwars viel näher an einem xMOOC dran, als viele abgefilmte Tafelbilder und Camtasia Videos mit den schönen wissenschaftlichen Quizzes.
Wenn ich mir diese schönen digitalen Szenarien anschaue und daran denke, dass ich die nächsten drei Jahre 12 MOOCs entwerfen soll, dann fahre ich doch lieber zur nächsten Gamescom nach Kölle oder gleich zu Bioware nach Kanada um neue interaktive MOOC-Konzepte zu entwerfen. Ein Versuch könnte es wert sein und vielleicht werden dann wirklich Lehrer durch MOOCs ersetzt 😉
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