Letzten Sonntag war das Finale vom MOOC Of The Year 2016 #MOTY16. Als einer der Initiatoren und als Juror möchte ich gerne ein paar Gedanken teilen, denn es war schwieriger als gedacht.
Angeregt durch Anja C. Wagners Beitrag, der mir irgendwie zu nett war, möchte ich auch noch einmal Selbstkritik üben, aber auch einmal zeigen, dass Jury-Entscheidungen sehr komplex sind. Im Finale waren drei berechtigte Finalisten, von insgesamt etwas enttäuschenden neun Bewerbungen. Alle drei hätten es verdient, gefördert zu werden. Was jedoch nicht kritisch gefragt wurde, warum hatten wir fast nur Hochschulthemen für das MOOC-Format gewinnen können. Ich glaube das ist die erste und mit wichtigste Frage, die viel zu wenig diskutiert wird. Es gibt viele MOOCs zu Projektmanagement, Geschichte, Politik und natürlich all diesen bildungsnahen Themen, wie OER, Soft Skills etc. Doch wir haben es bisher kaum verstanden auch andere Zielgruppen wie z.B. Freizeit oder Firmen oder auch Stiftungen und soziale Zielgruppen damit anzusprechen. Entweder ist das MOOC-Format dort noch unbekannt oder diese Gruppen verbinden ihre Themen nicht mit dem Format.
Die andere Frage ist, wie kann man ein Thema bewerten? Ist Mathe wichtiger als Programmieren? Geschichte wichtiger als Geologie? Und wären Minimalismus, vegane Ernährung oder die Gender-Debatte überhaupt förderwürdige Themen? Das kann man schlecht bewerten, doch irgendeiner musste es machen, denn es kann nur einen Sieger geben.
Dazu kommt noch der soziale Auftrag. Als Hochschule mit einem Förderprojekt hat man auch eine gesellschaftliche Vorbildfunktion und einen sozialen Auftrag. Hochschulen bilden nicht nur aus, sondern ich verstehe es auch als Vorbildfunktion. Wir sollten in Sachen freier Bildung voranschreiten und auch politisch relevante Themen aufgreifen. Hochschulen sind schon lange keine Elfenbeintürme mehr, sondern hier sollten die Eliten von morgen mit Werten und Normen versorgt werden. Wenn nicht die Hochschulen das machen, wer sollte es sonst tun? Und natürlich weiss ich, dass das alles immer zu wenig ist, trotzdem muss man anfangen.
Und warum jetzt der SozialMOOC?
Die Entscheidung war natürlich nicht einfach, denn handwerklich waren die anderen Bewerbungen sicherlich besser, aber wären das dann auch würdige Preisträger gewesen? Wir haben den SozialMOOC ausgewählt, da die anderen Finalisten es sicherlich auch alleine schaffen könnten, aber der SozialMOOC nicht. Das Thema war mit Abstand das interessanteste und brisanteste was wir bekommen haben und man muss einen MOOC immer als Teamwork sehen. Das bedeutet, wir können dem SozialMOOC wirklich helfen und die brauchen unsere Hilfe. Wir müssen an dem Konzept noch viel arbeiten, aber dafür sind wir da. Und insgesamt betreten wir mit dem Thema Neuland und wir wissen nicht, was passieren wird. Will man solche Projekte nicht haben? Langweilig können andere machen 🙂
Im Nachhinein möchte ich anmerken, dass ich mich als Juror etwas überfordert gefühlt habe. Ich dachte, das wäre einfacher aber wir haben kurz und heftig diskutiert und haben das Potential und die gesellschaftliche Herausforderung prämiert, was aber vorher nicht in der Bewertungsmatrix vorgesehen war. Man muss allerdings auch anmerken, dass unsere Kriterien nur Vorschläge waren. Zum Glück hatten wir in der Jury eine sehr offene Kultur und waren uns einig. Ob wir es richtig gemacht haben, wird uns die Zukunft zeigen.
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